Lohnt es sich den DSL-Anbieter zu wechseln? Ehrliches Urteil

Der Wechsel des DSL-Anbieters kann sich lohnen. Die Kosten und Risiken wollen aber bedacht werden und waren für mich weit höher als erwartet. Die Angebote waren am Ende nicht so unwiderstehlich, wie sie erst erschienen.

DSL ist der Festnetz- und Internetanschluss.

Ausgangssituation #

Mein zweijähriger DSL-Vertrag bei der Telekom läuft aus bzw. geht für 50€/Monat weiter. Meine Idee: den Vertrag kündigen und durch Neukundenprämien Geld sparen. Zum Start des Projektes ging ich von einem weiterlaufenden Preis von 55€ im Monat aus, was das Projekt noch lohnenswerter gemacht hatte.

Potentialanalyse #

Die Preise variieren je nach Situation und Jahreszeit. Meine Suchkriterien: Young Tarife, 250 MBit/s.

Preise sind gerundet und beziehen sich immer auf eine Vertragsdauer von zwei Jahren. Den Ausgangswert für Vergleiche stellt der aktuell laufende Vertrag dar.

Anbieter #

Der DSL-Markt ist ein Oligopol (ein Markt mit wenigen Anbietern.) Nur Vodafone, die Telekom und einige regionale Anbieter haben eigene Leitungen im Boden. Alle anderen Anbieter nutzen zur Bereitstellung diese Netze mit. Neuabschlusspreis und Konditionen sind dabei im Vergleich zum Netzbesitzer i.d.R. schlechter.

Vodafone #

Die günstige Option.

Bei dem was ich zu Vodafone gelesen habe kam raus: In guten Zeiten alles gut. In schlechten Zeiten bist du komplett auf dich allein gestellt und hast potentiell für Wochen kein Internet.

Telekom #

Preislich nah an Vodafone dran.

Support soll meinen Recherchen nach gut sein. In meinen zwei Jahren hatte ich keine Probleme.

1&1 #

Vergleichsweise teuer.

Nutzt das Netz der Telekom⁸. Telekom als Netzbesitzer garantiert einen vergleichsweise höheren minimalen Durchsatz (175 MBit/s vs 105 MBit/s. Die normalerweise zur Verfügung stehende Bandbreite ist aber dieselbe. Auch bei 1&1 soll der Support meinen Recherchen nach gut sein.

MaXXim #

Bereitstellung durch 1&1. Nach zwei Jahren erhöht sich der monatliche Preis nur auf 35€. Bei allen anderen Anbietern geht der Preis hoch auf 50-55€.

Unterstützt nur IPv6⁹ (nur für IT-affine Nutzer relevant.)

Kostenanalyse #

Theoretisch ist sollte der Vertragswechsel ganz einfach sein. Das war aber nicht meine Erfahrung. Neben den Ersparnissen in der Potentialanalyse muss man fairerweise auch die Kosten und Risiken berücksichtigen (alle aus meiner Perspektive.)

Alles in der Kostenspalte nimmt nicht nur Zeit in Anspruch. Die Tätigkeiten reichen auch von nervig bis unausstehlich. Das muss berücksichtigt werden.

Zudem gelten für alle Anbieterwechel möglicherweise folgende Risiken: Komplikationen/Internetausfälle beim Wechsel¹¹, dauerhaft schlechtere/instabilere Verbindung, Ungewissheit über das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit des Wechselprozesses oder der resultierenden Probleme.

Mein Schlüsse #

Wenn man die Kosten miteinbezieht sehen die ROIs der verschiedenen Optionen auf einmal nicht mehr so saftig aus.

• Vodafone ist für mich keine Option. Das Risiko mich mit dem Support auseinandersetzen zu müssen und im Homeoffice kein Internet zu haben ist mir kein Geld der Welt wert.
• MaXXim wäre attraktiv nicht nur wegen der Ersparnis, sondern auch weil sich der Preis nach den zwei Jahren nicht signifikant erhöht. Und man nicht wieder wechseln müsste. Ich wurschtel aber bei mir im Heimnetzwerk rum und habe wirklich keine Lust IPv6 zu debuggen.
• 1&1 hat mich schon sehr genervt. Sie haben mir gezeigt, dass sie meine Zeit für nicht wichtig erachten. Ich muss davon ausgehen das sich dieses Verhalten in Zukunft fortsetzen wird. Nein Danke.
• Das Angebot der Telekombestandsabteilung dagegen ist sehr attraktiv. Einfach, zeitlich begrenzt, geringes Risiko. Tätigkeit ist am wenigsten nervig.
• Nichts tun ist eine bessere Option als ich erst gedacht habe. Man muss sich keine Gedanken machen und spart sich diese Analyse. Wenn einem seine Zeit/Nerven viel wert sind dann ist dies keine schlechte Option.

Umsetzung #

Bei Vertragsabschluss über Check24 kann der neue Anbieter direkt den auslaufenden Vertrag für einen kündigen. Alternativ gibt es ein Formular zur Kündigung bei der Telekom.

Ich bin große Umwege gegangen weil ich vieles von dem hier beschriebenen nicht wusste. Nachfolgend nur die Kurzversion.

Ich habe manuell gekündigt und von der Bestandsabteilung das beschriebene Angebot bekommen.

Nach Aufstellung der Preistabelle und unter Berücksichtung persönlicher Präferenzen habe ich mich für 1&1 entschieden. Viele nervige Anrufe später soll ich postalisch ein Formular einschicken um einen Fehler ihrerseits auszugleichen. Ganz sicher nicht.

Die Bestandsabteilung der Telekom wäre die nächste Stelle gewesen, ich wollte aber erst das Auslaufen des Vertrags abwarten. Es stellt sich heraus: Mein Vertrag läuft für 50€ im Monat weiter. Keine Erhöhung auf 55€. Damit lohnen sich in meinen Augen auch die 90€ der Bestandsabteilung nicht. Lieber bleibe ich im aktuellen Vertrag, ohne den Stress in zwei Jahren wieder kümmern zu müssen.

Fazit #

Dieses Projekt habe ich einfach so gestartet, ohne mir groß Gedanken zu machen. Ich hatte nur im Hinterkopf, dass der Vertrag ausläuft und dramatisch teurer wird.

Die Optionen, die ich hier präsentiert habe, waren mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Auch die Risiken und Kosten konnte ich nicht absehen (auch weil ich mich nicht damit beschäftigt hatte).

In Zukunft werde ich ein ähnliches Projekt vorsichtiger angehen. Ich werde mir einem klaren Plan machen und vorweg nicht so viel zu investieren.